presse und konzertkritiken

CD


Moments of Freedom
AEROPHONES:
den tiger reiten
(2007)


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Orgel International – 2000 / 5 – Tonträger

CD Aerophones in concert `99

Aerophones in concert `99

Martin Seeliger, Blasinstrumente
Alexander Hermann, Orgel

Vertrieb:
optiorg-OrgeImanufactur,
Hauptstraße 64
D-71566 Althütte
Fax 07183/42198


Geht man samstagnachmittags durch deutsche Innenstädte, so sieht man hin und wieder junge, verklärt dreinblickende Männer am Boden sitzen, die aus einem langen Holzrohr eigentümlich brummende Musik hervorbringen. Das Instrument heißt Didgeridoo – ein Blasinstrument der australischen Ureinwohner – und es hat schon vor einiger Zeit seinen Weg in die Pop- und Jazzmusik der USA und Europas gefunden. Unter dem Stichwort "Weltmusik" boomt seit Ende der 80-er Jahre eine Musikrichtung, die den Klang der Instrumente anderer Kontinente mit den musikalischen Ideen unserer Breiten zu verbinden sucht. Von der Musik anderer Völker bleibt dabei in der Regel allerdings wenig übrig. Marktgerecht eingedampft und von traditionellen Inhalten ihres Herkunftslandes befreit, ist Weltmusik Popmusik wie jede andere.

Bei der hier vorliegenden Aufnahme ist es allerdings anders. Sozusagen von der instrumentenkundlichen Seite her verrät der Titel, dass es um Instrumente geht, bei denen der Ton durch Luftvibrationen entsteht - Aerophone eben Blasinstrumente - Saxophone, Didgeridoos und verschiedene Flöten - im Zusammenspiel mit der Meisterorgel von Michael Raitelhuber erklingen in verschiedenen Improvisationen und Kompositionen der Avantgarde.

Bemerkenswert ist, dass die Windzufuhr an dieser Orgel vom Organisten dynamisch gesteuert werden kann. In begrenztem Maße kann also der Interpret, ähnlich wie ein Bläser, auf das "Anblasen" und die Tongebung seines Instrumentes Einfluss nehmen, er spielt gewissermaßen an einem ''atmenden" Instrument. Und in der Tat ist "atmende" Musik auf dieser CD zu hören. In den Improvisationen Remember, Vibes and Pipes und der Komposition Amber von Martin Seeliger sind Didgeridoo, Oberton- und Bambusflöte gerade nicht als Abklatsch anderer Kulturen zu erleben, sondern führen uns schlicht als Aerophone in fremde, breitgefächerte Klangwelten. Die Improvisation Moon RA für Sopransaxophon und Orgel erscheint hingegen leider wie ein Konglomerat aus Klezmer und Improvisationsmusik der 80er-Jahre. Die Elegy for a young king von Robert Moran erinnert mit ihrer choralartigen Melodik eher an traditionelle abendländische Kirchenmusik als an neue Musik, und In the valley von Yusef Lateef würde gut in einen verrauchten Jazzclub Chicagos passen.

Trotz mancher Schwächen in den Kompositionen und vereinzelter Anklänge an bewährt Populäres spielen Alexander Hermann und Martin Seeliger, auf dieser Aufnahme sehr sensibel mit den Klangmöglichkeiten ihrer Instrumente, ohne dass sie sich Klangstrukturen evolutionär einverleibten. Es bleibt ein angenehm ruhiger und von erfreulicher Aufgeschlossenheit gekennzeichneter Eindruck des Fremdartigen. "Weltmusik" vom Feinsten.

Oliver Francke


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Süddeutsche Zeitung vom 15.10.2002

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Orgelfestival 2005 - WAZ Bottrop 13.1.05

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Ruhr Nachrichten Bottrop vom 13.1.2005

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SZ vom 18.06.2008

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Münchner Merkur + Weilheimer Tagblatt
Kulturteil vom 01.03.2016
Konzert am Sonntag 28.02.2016


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PNP - Bad Füssing 2016

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Jazz trifft Kirchenmusik - Aerophones in Vaterstetten
Von Peter Kees, Süddeutsche Zeitung, 23. September 2018




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Bezwingende Kraft - auch aus der Ferne
Das Duo "Aerophones" teilt sein Konzert in der Pfarrkirche Vaterstetten via Internet-Video mit einem virtuellen Publikum und verdient Applaus dafür

Von Ulrich Pfaffenberger, Vaterstetten / 27. April 2020, 22:02 Uhr Musik aus Vaterstetten

So viele neue Privilegien, da lacht das Kritikerherz. Bei einer Stelle mal kurz nicht aufgepasst oder unscharf hingehört - einfach zurückspulen. Den Musikern nicht nur lauschen, sondern ihnen auf Mund und Finger sehen, während sie spielen - ganz neue Interpretationsmöglichkeiten tun sich auf. Während des Konzerts mehrfach den Platz wechseln, um unterschiedliche Positionen im klangerfüllten Raum zu testen - stehen wir mal kurz auf und tauschen Sessel mit Sofa. Ein schöner Beginn zum Besprechen eines Auftritts, der als Video im Internet veröffentlicht ist, mangels Möglichkeit zur Aufführung vor Publikum.

Für das jüngste Konzert des Duos Aerophones, das nun auf der Website des Pfarrverbands (erzbistum-muenchen.de/pfarrei/pv-vaterstetten) abrufbar ist, gilt indes: Nicht nur der Kritiker, auch das Publikum gewinnt auf Anhieb, stehen ihm doch die gleichen Möglichkeiten offen, mit der zusätzlichen Option, etwas nachzuholen, das einem entgangen ist, aus welchem Grund auch immer. Selbst die Künstler erreichen so eine größere Öffentlichkeit. Das Ergebnis: ein Hybrid zwischen Live-Konzert und CD. Verlockend für die Zukunft? Da mag mancher in Versuchung geraten, den gepolsterten häuslichen Komfort den harten Kirchenbänken der Vaterstettener Pfarrkirche vorzuziehen. Wir werden uns mit diesem Thema noch häufiger befassen müssen, sollte das Ausbleiben physisch anwesender Zuhörer den Charakter von Konzerten nachhaltig - und nicht unbedingt vorteilhaft - verändern.

"Technische Unzulänglichkeit" ist gegenwärtig wohl das schwerstwiegende Argument gegen eine solche Verlagerung beim Hören. Die wenigsten Haushalte sind derzeit dafür mit Abspiel- und Abhörgeräten ausgestattet, um das übers Internet verbreitete Original störungsfrei wahrzunehmen. Zum Glück hat sich das Duo Aerophones bei seinem Improvisationskonzert gegen ein Live-Streaming entschieden und lieber eine kuratierte Videoaufnahme ins Internet gestellt (https://youtu.be/oeilvzoulS4).

Bei den meisten Titeln verleiht da ein herkömmlicher Laptop oder PC mit normalen, externen Boxen einen verlässlichen Eindruck, etwa beim grandios fantasierten Gedanken-Mosaik "Remember" für Orgel und Didgeridoo. Da kommen auch in den ruhigen, fein gewirkten Passagen die Schwingungen beider Instrumente deutlich besser zum Tragen, als man dies erwarten würde. Bei einem Titel wie "Olbia" aber, bei dem es um feine Nuancen in der Wiederholung des Motivs geht, bei dem die Orgel mitunter nur haucht und das Saxofon die Grenzen der Dynamik ausreizt, freut sich das Ohr über qualitativ hochwertige Hörhilfen, um alle Feinheiten aufnehmen zu können.
Zumal die Improvisationskunst (und -freude) von Alexander Hermann an der Orgel und von Martin Seeliger mit den Blasinstrumenten genau von diesen Feinheiten lebt. In ihnen drückt sich der "Geist des Augenblicks" aus, dem beide folgen und der jedes Konzert einzig macht. "Cochise" liefert hier das beste Beispiel, verbunden mit dem Anstoß zu philosophischer Überlegung: Einerseits geht durch mehrmaliges Hören das Unikat der Improvisation verloren. Andererseits entfalten Seeliger und seine Indianerflöte je nach technischem Kanal derart unterschiedliche Klangwirkungen, dass dennoch jedes Zuhören Neues beschert. Da erleben wir eine Form der Improvisation, wie sie bisher nur Jazz-Aufnahmen in relevanter Menge boten, und zu der Kamera, Regie, Tontechnik und Zuhörer das Ihre beitragen. Indem sie zum Beispiel in die Anfangstakte von "Tiger" das charakteristische Läuten der Kirchenglocken so geschickt einarbeiten, dass es nicht stört, sondern als inspirierender Gedanke von außen zufliegt, aus dem dann ein fantastisch blühender Klanggarten keimt - spirituell eine an Ausdruckskraft kaum zu überbietende Variation des Gleichnisses vom Samenkorn.

Die Aufnahme bietet eine gute Gelegenheit, sich ein Bild davon zu machen, was die beiden Musiker meinen, wenn sie ihre Form des Improvisierens beschreiben. Obwohl sie den einzelnen Stücken Titel geben, sind damit nur bestimmte Spielformen und Stimmungen gemeint, auf die sie sich verständigt haben. Was sie daraus - "das ist Gesetz" - vorab unbesprochen machen, entwickelt sich jedes Mal aufs Neue und eigenständig. "Es geht immer darum, beim Spielen herauszufinden, wo wir gerade stehen, was der Ort, unser persönlicher und gemeinsamer Zustand eben jetzt gerade aus diesen Vorgaben hervorbringen." Eine solche Herangehensweise braucht Vertrautheit, Freundschaft, Verlässlichkeit und Kunstfertigkeit zugleich, wie sie sich offenkundig im spirituellen Raum einer Kirche besonders gut ausbalanciert begegnen. Schon beim ersten Titel, dem "Love Call", entfaltet die Musik von Aerophones eine bezwingende Kraft. Es lohnt sich, sie wirken zu lassen.

Solidaritätsaktion für Musiker
Beatrice Menz-Hermann, Kirchenmusikerin des katholischen Pfarrverbands Vaterstetten, hat einen Solidaritäts-Spendenaufruf veröffentlicht: Sie will auf diese Weise freie Künstler unterstützen, die derzeit keine Engagements erhalten und somit auch kein Einkommen haben. "Wir helfen damit Künstlerinnen und Künstlern, die schon hier bei uns in der Kirche aufgetreten sind und denen wir aktuell absagen müssen, weil keine Festgottesdienste mehr stattfinden dürfen", sagte die Organistin und Chorleiterin nun gegenüber der SZ Ebersberg. "Ich freue mich, dass unser Pfarrer und unsere Gemeinde offen dafür sind und diese Hilfe ganz unbürokratisch weiterleiten." Das Echo auf den Aufruf nennt Menz-Hermann "sehr erfreulich"; nicht nur Mitglieder der Gemeinde und ihres Chores seien schon dem Aufruf gefolgt und hätten gespendet, sondern auch "Musikfreunde von überall her". Die Kirchenmusikerin wertet diese Reaktion auch "als Anerkennung für die Leistung und Qualität, die unsere Konzerte und unsere Musik in der Kirche haben und mit der sie die Menschen erfreuen". Nach einer Orgelmeditation von Menz-Hermann ist auf der Website des Pfarrverbands jetzt erstmals auch ein Konzert zu hören: Das Duo "Aerophones" aus Martin Seeliger und Alexander Hermann improvisiert in der Pfarrkirche Vaterstetten an Orgel und Blasinstrumenten. Sowohl das neue Konzertvideo als auch die Informationen zum Vaterstettener Spendenkonto sind zu finden online auf der Homepage des Pfarrverbands unter
https://www.erzbistum-muenchen.de/news/VaterstettenBaldham/Solidaritaets-Spendenaufruf-fuer-Musiker-von-Frau-Menz-36531.news upf

(mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Pfaffenberger, SZ)


URL: www.sz.de/1.4890024
Copyright: Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle: SZ vom 28.04.2020




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